Nachhaltige Mode: Was ist das eigentlich genau?
Das Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ist in aller Munde: Spontan denken wir an die Landwirtschaft, die Industrie, an Autos und an fossile Brennstoffe und an den Straßenbau und an lange Transportwege. Doch denken wir auch an unseren Kleiderschrank? Denken wir an Mode? Textilien und Stoffe werden aus Plastik und mithilfe von Chemikalien in Massen produziert. Liegt es nicht in der Natur von Mode & Fashion, dass alles in kürzester Zeit wieder out ist und die neue Kollektion immer schon warten.
Was passiert mit den Bergen aus alter Kleidung, die mehr und mehr wachsen? Sind Kunststoffasern nicht auch zu großen Teilen für das Mikro-Plastik Problem verantwortlich? Müssen es vor diesem Hintergrund immer die allerneuesten T-Shirts der Marke Superbillig sein? Ist es die richtige Antwort auf Öko Kleidung, Bio Baumwolle, Naturfasern und Slow Fashion zu setzen? Können wir vielleicht als einfache Konsumenten gar nichts tun?
Wie lassen sich ein freies Leben, Mode und Umweltschutz vielleicht zusammenbringen? Wie sind Online Shops, Versand und vor allem die vielen, vielen Retouren mit Blick auf die Konsequenzen für die Umwelt zu betrachten? Schauen wir genauer hin und gehen der Frage nach, was nachhaltige Mode und umweltschonende Kleidung eigentlich ist?
Kleidung als Wegwerf-Artikel: Ein Warenkorb voller Probleme
Online aussuchen, mit nur einem Klick das Kleidungsstück in den Warenkorb gelegt und bereits nach wenigen Tagen können die bestellten Stücke ganz bequem zu Hause anprobiert werden. Mit der rasanten Entwicklung des Online-Handels scheint die Mode immer kurzlebiger zu werden. Denn es ist so einfach wie noch nie zuvor, neue Kleidung zu kaufen, die für jeden bezahlbar ist. Hinzu kommt, dass ein großer Teil aller Bestellungen wieder zurückgeschickt werden, weil die Kleidungsstücke nicht passen, den Erwartungen nicht entsprechen oder einfach nicht gefallen.
Retournierte Kleidung wird nicht immer wiederverkauft, oft landen sie direkt im Müll, weil sie so günstig sind, dass es sich gar nicht lohnt, sie für den weiteren Verkauf aufzuwerten. Und wenn sie nicht in Retoure-Lagern von Unternehmen aussortiert werden, dann werden sie zu Hause ausgemistet. Viele Teile wurden nicht einmal getragen, bevor sie in den Altkleidercontainer oder sogar in den Müll geworfen werden.
Das Sortiment der bekannten und begehrten Marken wird immer größer, bunter und ständig kommen neue Produkte oder sogar ganze Kollektionen dazu! Und günstig sind sie auch noch: Ein T-Shirt für gerade mal 3 Euro, ein Sweater für 10 Euro oder eine Jeans für 15 Euro.
Das Gefühl, sich öfter etwas Neues gönnen zu können, mag befriedigend sein, nur gibt es da einen Haken: Werden Produkte so billig produziert, büßen sie natürlich auch an Qualität ein und landen letztendlich auch so schnell im Müll, wie sie in den Warenkorb wandert sind. Das verschwenderische Konsumverhalten als Folge von kurzlebiger Mode geht auf Kosten von Menschen und Umwelt. Um so schnell und so viele neue Kleidungsstücke zu produzieren, werden zahlreiche Rohstoffe verwendet, wodurch eine große Menge an Abgase und Emissionen entstehen.
60 Prozent dieser Kleidungsstücke besteht aus Polyester, der wiederum aus Erdöl gewonnen wird. Dadurch werden beim Waschen zahlreiche Mikroplastikpartikel freigesetzt, die zusammen mit dem Abwasser in unsere Gewässer gelangen. Inzwischen bieten immer mehr Marken Kleidung aus 100-prozentiger Baumwolle her. Allerdings kommt diese Baumwolle aus der konventionellen Landwirtschaft, wo Insektiziden und Pestiziden zahlreich zum Einsatz kommen. Es nützt der Natur also nichts, wenn wir Kleidungsstücke aus Baumwolle kaufen, die nicht ökologisch hergestellt wurden.
Aber was haben Hersteller davon, wenn sie Kleidung billig verkaufen? Der Markt hat im Grunde nur ein Interesse: Profit! Mit billiger Mode wollen sie schlichtweg erreichen, dass die Konsumenten mehr kaufen, womit sie wiederum große Umsätze einfahren. Also muss auch ganz schnell ganz viel produziert werden. Und die Verbraucher? Sie können für kleines Geld ständig neue Produkte erwerben. Klingt doch nach einer Win-Win-Situation für beide Partien.
Aber lass uns doch mal einen Blick auf die Menschen werfen, die das alles erst möglich machen: Das sind Arbeitskräfte in der Textilindustrie, die Tag für Tag viele Stunden in den Fabrikgebäuden verbringen und unter schlimmsten Bedingungen arbeiten, um gerade mal genug Geld zum Überleben zu verdienen. Von fairer Bezahlung und angemessenem Arbeitsschutz fehlt hier jede Spur! Und es sind weltweit mehr als 300 Millionen Menschen, die für einen Hungerlohn von der Industrie ausgebeutet werden, 90 Prozent aller Arbeitskräfte in Textilindustrien sind Frauen.
Sie kommen täglich mit diversen gesundheitsschädlichen chemischen Stoffen in Kontakt, und das zumeist ohne Schutzkleidung. Trotz zahlreicher Kampagnen, Petitionen und Kontrollen zur Bekämpfung von Kinderarbeit werden in Afrika und Asien immer noch Kinder beschäftigt. Leider sind diese Informationen nicht jedem Verbraucher bekannt, der in diesem Moment die Warenkörbe mit Fast-Fashion-Produkten vollpacken.
Immer neue Kollektionen: Warum eigentlich?
Die Trends ändern sich heute schneller als je zuvor, wodurch die Mode immer kurzlebiger wird. Sicher, dieser Hype wurde von großen Unternehmen wie H&M, Zahra und Co. und der rasanten Entwicklung des E-Commerce angetrieben.
Doch in der Tat hat die schnelle Mode ihren Ursprung in den 1980er-Jahren. Während Mode und Stil vorher noch für Prestige standen und Designer wegen hohen Produktionskosten jährlich nur eine bis zwei Kollektionen herausbrachten, wollten Modefirmen gegen Ende des 20. Jahrhunderts einen größeren Teil der Gesellschaft erreichen.
Hersteller verfolgten die sogenannte „Quick Response Strategie“, um noch schneller auf die Nachfragen der Konsumenten zu reagieren. Und um Produktionskosten zu minimieren, werden Fabriken dort aufgebaut, wo Arbeitskräfte aus Angst vor dem Hunger gezwungen sind, sich von den Unternehmen ausbeuten zu lassen.
Von da an wurden die Produktpaletten der Textilunternehmen immer vielfältiger und bunter. Von jedem Produkt gibt es gleich mehrere Ausführungen in verschiedenen Farben und Mustervariationen. Die vielen Auswahlmöglichkeiten und Angebote kommen in der Konsumgesellschaft nun mal gut an. Und es gibt doch so viele Bedürfnisse und Nachfragen, auf die die Textilindustrie reagieren will: Da sind zum einen die verschiedenen Saisons und Anlässe, zum anderen gibt es viele unterschiedliche Körpertypen und Geschmäcker.
Etwa 10 bis zu 12 Kollektionen bringen die großen Marken jährlich auf den Markt, um der Nachfrage von Konsumenten gerecht zu werden. Wir als Verbraucher werden wiederum dazu verleitet, ständig neue Kleidungsstücke zu kaufen, um ja keinen Trend zu verpassen. Doch wie können wir auch anders, wenn wir ständig die neuesten Angebote präsentiert bekommen.
Ob Newsletter, Kataloge oder Broschüren – sobald eine neue Kollektion auf den Markt kommt, werden wir mit Werbung überschüttet und zum Kauf verleitet. Außerdem gibt hier und da gibt Rabattcodes, die ebenfalls zum Kauf anregen. So einen Rabattcode erhält man etwa nach der Anmeldung für den Newsletter, welcher regelmäßig versendet wird, um Kunden über die neuesten Trends und Kollektionen zu informieren. Und so lange wir auf Angebote aus der Fast-Fashion-Branche ansprechen, wird die Ausbeutung von Arbeitskräften weiterhin ein Problem bleiben.
Öko Mode: Automatisch Fair Trade Kleidung?
Auf der einen Seite boomt der Fast-Fashion-Markt weiter. Doch gerade erleben wir auf der anderen Seite auch einen neuen Wandel: Viele Verbraucher entwickeln ein wachsendes Bewusstsein für Umwelt und Menschenrechte.
Alle, die es sich leisten können, setzen nun mehr auf ökologisch hergestellte Kleidung aus natürlichen Materialien. Kein Mikroplastik, keine Chemikalien und Pestiziden – weg von allem, was der Natur schadet. Inzwischen erfreuen sich immer mehr Verbraucher an Produkten aus Bio Baumwolle, recycelten Materialien oder Merinowolle aus artgerechter Tierhaltung, die qualitativ hochwertig sind und länger als nur eine Saison schön aussehen.
Bei der nachhaltigen Produktion von Textilien geht es an erster Stelle darum, die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen mit Respekt zu behandeln. Aber werden FabrikarbeiterInnen bei der Herstellung von Bio Mode auch fair behandelt und bezahlt? Die „Bio“-Auszeichnung bezieht sich allein auf die ökologische Herkunft und Verarbeitung von Materialien und ist kein Zertifikat für faire Arbeitsbedingungen.
Viele bekannte Marken haben bereits Kollektionen mit Produkten aus Bio Baumwolle eingeführt. Und sogar die Discounter werben immer wieder mit Bio-Mode-Aktionen. Aber unter welchen Bedingungen diese Produkte hergestellt wurden, bleibt weiterhin intransparent. Wer also denkt, er trage automatisch auch zum Schutz von Arbeitskräften vor Ausbeutung bei, wenn er Öko Mode kauft, irrt sich.
Bei Textilien steht das Bio-Zertifikat lediglich für die Einhaltung der EU-Standards für ökologische Produktion. Diese Kleidungsstücke wurden zwar ökologisch korrekt hergestellt, aber eine Sicherheit darüber, dass die Arbeitskräfte auch sozial gerecht behandelt werden, gibt es nicht. Soziale Nachhaltigkeit, gerechte Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung sind andere Themen und bedürfen einer anderen Zertifizierung. Diese werden etwa mit dem grün-blauen FAIRTRADE-Logo kenntlich gemacht.
Die Philosophie der sogenannten Slow Fashion besteht darin, nur wenige Kollektionen pro Jahr herauszubringen. Dafür werden die Produkte aus nachhaltig angebauten Naturfasern oder recycelbaren Materialien hergestellt, die ganz ohne Einsatz von bedenklichen Stoffen sorgsam zu hochwertigen Kleidungsstücken verarbeitet werden.
Im Fokus dieses Wandels steht außerdem, sich für die Rechte der Arbeitskräfte einzusetzen und Hilfe zu leisten, indem diese ordentlich für ihre Arbeit bezahlt werden. So trägt ein Kleidungsstück im Idealfall sowohl das Bio- als auch das Fair Trade-Siegel. Vor dem Kauf eines Produkts ist es hilfreich, sich ausführliche Informationen über die Marke einzuholen und sich mit deren Philosophie auseinanderzusetzen.
Kleider machen Leute: Der Mensch kann umdenken
Dass am anderen Ende der Welt Arbeiterinnen & Arbeiter ausgebeutet werden und unter unwürdigen Bedingungen arbeiten und die Umwelt extremen Belastungen ausgesetzt ist, damit wir uns alle paar Wochen neue Teile zulegen können, das muss nicht sein. Nachhaltige und fair produzierte Kleidung ist bei der Anschaffung zwar teurer, aber man hat definitiv länger Freude daran. Die Slow Fashion folgt keinem kurzlebigen Trend, hergestellt werden nur sorgsam entworfene Stücke, die zeitlos und vielfältig kombinierbar sind.
Inzwischen ist es einigen Marken gelungen, Stil, Qualität und sowohl soziale als auch ökologische Nachhaltigkeit zusammenzubringen. So haben es etwa die Gründer von „recolution“, Jan und Robert, geschafft, langlebige und nachhaltige Kleidungsstücke zu entwerfen und diese in Europa herstellen zu lassen. Seit 2010 arbeiten die zwei Schulfreunde an einer Kollektion mit lauter hochwertigen Basics für den Alltag, die man Jahre lang tragen kann.
Das Kölner Label ARMEDANGELS steht seit seiner Gründung im Jahr 2007 für faire und nachhaltige Mode für Damen und Herren. Die Gründer Martin Höfeler und Anton Jurina lassen für die Herstellung ihrer Designs nur recycelte Materialien und nachwachsende Rohstoffe zu, außerdem sind etwa 90 Prozent ihrer Produktion vegan. Die Kleidungsstücke des Labels werden außerdem zurecht als fair trade zertifiziert: Die Gründer setzen sich für bessere Arbeitsbedingungen und einen fairen Handel ein.
Weitere vertrauenswürdige Labels für Fair Trade und Öko Mode sind unter anderem JAN N JUNE und Nudie Jeans. Wer nachhaltige und faire Mode für die ganze Familie sucht, ist bei Hessnatur an der richtigen Adresse.
Nachhaltige Mode: Persönliche Kultur entscheidet mit
Sich nachhaltig zu kleiden, muss aber nicht mit einem großen Budget verbunden sein. In (online und offline) Second Hand Shops gibt es immer wieder einmalige Fundstücke, die nicht nur gut erhalten, sondern auch richtig schön sind. Auch kann ein bewusster Umgang Materialien dazu beitragen, dass uns die Kleidungsstücke lange erhalten bleiben.
Da wäre einmal das Waschverhalten, den wir ändern können, in dem wir und unsere Kleidung erst waschen, wenn sie wirklich verschmutzt sind. Wenn es sich nicht gerade um Unterwäsche oder stark verschmutzte Kleidung handelt, reicht es außerdem, wenn wir unsere Wäsche bei niedrigen Temperaturen (20-30 Grad) waschen, das schont die Materialien.
Und beim Trocknen gilt: Frische Luft ist besser als Trockner! Dabei schonen wir nicht nur unsere Kleidung, sondern auch die Umwelt. Und bevor Du ein Kleidungsstück aussortierst, lohnt es sich, dieses anders zu kombinieren als sonst. Du wirst sehen, das alte T-Shirt kommt Dir auf einmal wie neu vor.
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Geschichte der Mode
Kleidermode bezeichnet den Teil der Kleidung, der einem zeitbedingten schnellen Wechsel unterliegt. Im Gegensatz zur „Tracht“ bezeichnet Kleidermode eine nur kurzfristig übliche oder angemessene Art sich zu kleiden, die sich zusammen mit der allgemeinen gesellschaftlichen Veränderung beständig wandelt.
Damit impliziert der Begriff auch eine ästhetische Bedeutung von Kleidung und geht über ihr Verständnis als purem Gebrauchsgegenstand hinaus. Kleidung dient nicht nur zum Schutz vor Wärme oder Kälte oder anderweitiger Beeinträchtigung, sondern auch dem menschlichen Bedürfnis, sein Aussehen zu gestalten.
Die Aufmachung eines Menschen, insbesondere in Bezug auf legere Kleidung, wird auch mitunter als Aufzug bezeichnet, beispielsweise in Redewendungen wie: „In diesem Aufzug wollte ich mich nicht sehen lassen“.[1][2]
Geschichte der Mode
In der Antike kannte man bereits die Tunika und die Fibel. Im Römischen Reich trug man eine Toga oder eine Stola, es gab wechselnde Haartrachten; nur dem Imperator war es erlaubt, mit teurem Purpur gefärbte Gewänder zu tragen. Die Kleidung im Mittelalter (500–1500) war aus Flachsfaser oder Nesseltuch und spiegelte die Ständeordnung wider. Gegen Ende des Mittelalters, im 15. Jahrhundert, war eine Zeitlang die fantasievolle Mode aus Burgund mit Zaddeln und Zacken, weiten Ärmeln, Hauben oder einem spitzen Hennin tonangebend. Die Kleidermode der Renaissance und der Reformation (1500–1550) kannte das Wams, die Schaube und als Kopfbedeckung das Barett. Die spanische Kleidermode (1550–1620) favorisierte das Korsett, die Heerpauke und die Halskrause. Die Kleidermode zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1610–1650) kannte den Schlapphut und die Stulpenstiefel. Die Kleidermode zur Zeit Ludwigs XIV. (1650–1715) brachte die Allongeperücke und den Manteau und Frankreich stieg für Jahrhunderte zur tonangebenden und führenden Nation in Sachen Mode auf. Die Kleidermode des Rokoko (1720–1789) fand Gefallen an Culottes und Contouche, während sich in der Zeit nach der Französischen Revolution in der Revolutions- und Empiremode (1789–1815) die Mode à la grecque entwickelte und die Herren begannen, lange Hosen zu tragen. Die Kleidermode der Restauration und des Biedermeier (1817–1840) brachte die Schute und den Vatermörder. Die Krinolinenmode (1840–1870) kannte den Reifrock für die Dame. Die Kleidermode der Gründerzeit bis 1900 (1871–1900) kleidete den Herrn militärisch in den Überrock und die Dame in ein Mieder.
Im zwanzigsten Jahrhundert folgten viele Trends aufeinander: Der französische Modeschöpfer Paul Poiret, Kreateur des so genannten Humpelrocks (1910/11), brach als einer der ersten mit alten Konventionen, indem er Kleider kreierte, die auch ohne Korsett getragen werden konnten. Dies wird manchmal aber auch Coco Chanel zugeschrieben. Die Knickerbocker, welche schon seit den 1890er Jahren getragen wurden, trugen Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem weiteren Aufbrechen der traditionell geschlechterspezifischen Kleidermoden bei. Die Zeit des Ersten Weltkrieges brachte den Trenchcoat (engl. trench = Schützengraben); gegen Ende der 1920er Jahre und Beginn der 1930er Jahre begann sich eine setzte sich die Designerin Elsa Schiaparelli durch. In den 1940er Jahren kamen die Nylonstrümpfe, und als die Bedürfnisse der Kunden durch den Zweiten Weltkrieg eher „minimalistisch“ wurden, erlebten in den 1950er Jahren Schöpfungen wie die Jeans und das T-Shirt einen großen Trend. In den 1960er Jahren begleitete der von Mary Quant propagierte Minirock die sexuelle Revolution. Mit dem Aufkommen der Hot Pants war das 20. Jahrhundert noch lange nicht zu Ende.[3]
Folglich stellt die Kleidermode einen Bestandteil und eine Ausdrucksart des Überbegriffs Mode dar, welcher die Gesamtmenge der vorherrschenden Verhaltens-, Denk- und Gestaltmuster umschreibt.
Museen
Heute dokumentieren unter anderem die Galleria del custume in Florenz, das Metropolitan Museum of Art in New York, das Victoria and Albert Museum in London und das Musée Galliera in Paris die westlich geprägte Modegeschichte. In Deutschland ist im Schloss Meyenburg eine der größten Sammlungen vom Mode der ersten acht Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, die Josefine Edle von Krepl zusammengetragen hat, ausgestellt.[4] Weitere bedeutende Sammlungen sind die Von Parish Kostümbibliothek sowie die Modesammlung des Münchner Stadtmuseums, die Textiliensammlung des Germanischen Nationalmuseums und die Modesammlung des Wien Museums, die mit über 22.000 Objekten zu den umfangreichsten Europas zählt. Darüber hinaus gibt es in Deutschland eine Vielzahl kleiner Spezialmuseen, die sich mit verschiedenen Aspekten von Kleidung und Mode beschäftigen, u. a. das Deutsche Hutmuseum Lindenberg, das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg und das Deutsche Schustermuseum Burgkunstadt. Im Modemuseum Uerkheim in der Schweiz sind umfangreiche Ausstellungen zur Geschichte der Mode zu sehen.
Ausbildung
Die Schnitt-Direktrice erstellt die Schnittmuster, die Entwurfs-Direktrice entwirft und zeichnet die Modelle. Direktrice ist sowohl eine Funktionsbezeichnung in einem Betrieb als auch der Titel nach einer entsprechenden Ausbildung an einer Modefachschule.
Der Schneider stellt traditionell im Handwerk Bekleidung her. Er kann sich anschließend weiter ausbilden zum Schneidermeister, Modellmacher oder Designer. Bei der Wahl der Ausbildungsstätte sind Können und Ziele wichtig.[5]
Ausbildungsstätten Industrie
- Modefachschule Sigmaringen
- Central Saint Martins College of Art and Design, London
Ausbildungsstätten Handwerk
- Kerschensteinerschule Stuttgart
- Deutsche Meisterschule für Mode, München
- Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode
Modemacher
Bekannte Couturiers und Modemacher waren und sind:
- Paul Poiret (1879–1944)
- Nina Ricci (1883–1970)
- Coco Chanel (1883–1971)
- Jean Patou (1887–1936)
- Ben Zuckerman (1890–1979)
- Cristóbal Balenciaga (1895–1972)
- Ann Lowe (1898–1981)
- Madame Grès (1903–1993)
- Christian Dior (1905–1957)
- Charles James (1906–1978)
- Pauline Trigère (1908–2002)
- Jacques Fath (1912–1954)
- Pierre Balmain (1914–1982)
- Ottavio Missoni (1921 2013)
- Pierre Cardin (1922–2020)
- Hubert de Givenchy (1927–2018)
- Karl Lagerfeld (1933–2019)
- Giorgio Armani (* 1934)
- Yves Saint Laurent (1936–2008)
- Slawa Saizew (1938–2023)
- Kenzō Takada (1939–2020)
- Vivienne Westwood (1941–2022)
- Jil Sander (* 1943)
- Wolfgang Joop (* 1944)
- Jean Paul Gaultier (* 1952)
- Isaac Mizrahi (* 1961)
Hüte
- Emme[6]
- Jean Barthet (1920–2000), seit den 1950er Jahren Hutmacher für Hollywood- und französische Filmstars, Hüte für Filme wie Die Mädchen von Rochefort.
Messen
In Europa ist Düsseldorf die umsatzstärkste Modemessestadt; hier ist die Igedo als Veranstalter im Bekleidungssektor tätig. Daneben gab es bis 2015 in Deutschland die Messe Bread & Butter.
Seit 2007 hat sich die Berlin Fashion Week etabliert und im Juli 2021 fand die erste Frankfurt Fashion Week[7][8] statt. In Italien existiert die Mailänder Modewoche, in den USA die New York Fashion Week, in Frankreich die Paris Fashion Week.
Präsentation
Gezeigt wird die Mode auf Schauen. Zunächst halfen jedoch Illustratoren und Künstler wie Erté, Cecil Beaton und Léon Bakst, die Mode zu verkaufen. Das Haus-Mannequin ist fest angestellt und präsentiert im Modehaus. Für Shows wurden und werden die Modelle individuell zusammengestellt.
Die Modefotografie unterstützt die Vermarktung der Mode. Die Modefotografen arbeiten im Auftrag verschiedener Modemagazine oder im Auftrag von Modefirmen. In letzterem Fall buchen sie in der Regel die Models.
Unter den ersten bekannten Fotomodellen waren Lisa Fonssagrives, Dovima, Dorian Leigh, Suzy Parker und Christa Päffgen, in den 1960er Jahren Twiggy.[9] Weitere bekannte Models der 1960er und 1970er Jahre waren Sharon Tate, Veruschka, Iman Abdulmajid und Jerry Hall. Bekannte Gesichter waren und sind Inès de la Fressange, Claudia Schiffer, Marcus Schenkenberg, Toni Garrn und Gisele Bündchen.
Bekannte Modefotografen
- Adolphe de Meyer (1868–1946)
- Gebrüder Séeberger, Jules (1872–1932), Louis (1874–1946) und Henri (1876–1956) Séeberger, gefolgt von Jean (1910–1979) und Albert (1914–1999) Séeberger.
- Edward Steichen (1879–1973)
- Man Ray (1890–1976)
- Erwin Blumenfeld (1897–1969)
- George Hoyningen-Huene (1900–11968)
- Cecil Beaton (1904–1980)
- Regina Relang (1906–1989)
- Horst P. Horst (1906–1999)
- Irving Penn (1917–2009)
- Henry Clarke (um 1917–1996)
- Karen Radkai (1919–2003)
- Helmut Newton (1920–2004)
- Richard Avedon (1923–2004)
- Karl Lagerfeld (1933–2019)
- Peter Beard (1938–2020)
- Peter Lindbergh (1944–2019)
Textilindustrie
Die Bekleidungsindustrie nutzt das menschliche Verlangen nach Abwechslung zu verkaufsfördernden Zwecken und entwirft und produziert regelmäßig neue, zur Jahreszeit (Saison) passende Textilien. Durch Wechsel der Farben, Materialien und Modelle wird beim Konsumenten der Wunsch erzeugt, die alten, vielleicht noch nicht abgetragenen und immer noch passenden Kleidungsteile gegen neue auszutauschen, um die Gebote der Mode zu befolgen.
Von Modedesignern werden (mindestens) halbjährlich Entwürfe erarbeitet. Sie werden als aufeinander abgestimmte Kollektionen von Models auf Modeschauen oder Messen neun Monate vor Saisonbeginn vorgestellt. Oft wird hier (nicht nur zwecks Aufmerksamkeit) sehr künstlerisch und experimentell gearbeitet. Dadurch werden neue Stile sehr konsequent und radikal vorgeführt und so die vorgeschlagenen Neuerungen sehr klar und deutlich gemacht.
Die Textilindustrie und der Textilhandel lassen sich davon inspirieren und übernehmen die aktuellen Ideen (Farbe, Muster, Schnitt, Material) und erarbeiten daraus gemäßigtere, für den Massenmarkt „tragbare“ Entwürfe. Diese werden heute zum großen Teil in Billiglohnländern günstig hergestellt und u. a. in Europa zum Saisonbeginn verkauft. Mode-Ketten wie H&M werfen pro Saison mehrere Kollektionen auf den Markt und können sich so kurzfristigen Trends anpassen. Unter der Produktion in Billiglohnländern leidet die europäische Textilindustrie.
Schon bevor Kleidermoden von Modedesignern, Modeunternehmen und Modehäusern propagiert werden, kündigen sich neue ästhetische Entwicklungen in der Gesellschaft, besonders bei innovativen, experimentierfreudigen und gesellschaftskritischen Bevölkerungsgruppen an. Modeunternehmen spüren diese Trends nicht selten mittels Trendscouts auf (Coolhunting) und lassen sich in ihren Entwürfen davon inspirieren.
Diese Gruppen, sowie Modedesigner und Trendsetter, spielen eine Schlüsselrolle für die Verbreitung und den Erfolg einer von den Designern vorgeschlagenen neuen Mode.
Motivationen zum Tragen modischer Kleidung
- Lust an Abwechslung
- Bedürfnis nach Anpassung, nicht unangenehm auffallen: Konformismus durch Tragen der bereits in der Bezugsgruppe etablierten Mode; Bedürfnis nach Anpassung infolge von Unsicherheiten in ästhetischen oder anderen Fragen
- Bedürfnis nach Abgrenzung, Lust am modischen Experiment, Beeindrucken, Abhebung von der Masse, Statussymbol: Tragen der neuen, in der Bezugsgruppe noch nicht etablierten Mode; Zeigen, dass man auf dem neuesten Stand ist, kreativ ist, innovativ etc.; Tragen sehr seltener, individueller und teurer Moden; Zur-Schau-Stellen des gesellschaftlichen Ranges
- Etablierung einer Personal Brand mithilfe des Modestils,[10] Wiedererkennungswert
- Identifikation mit dem aktuellen Zeitgeist
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Modezeichnung von Léon Bakst, Metropolitan Museum of Art
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Salon de Lingerie, Redfern & Sons, 1910
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Strandmode, Vera Borea, Gräfin Borea de Buzzaccarini Regoli, 1934
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Schwarz-weißes Haute-Couture-Cloqué-Nachmittagskleid 1937
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Abendkleid, Vera Borea, 1939, Foto von Erwin Blumenfeld
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Skimode, Vera Borea, um 1949
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Schild eines Hoflieferanten in der Londoner Savile Row
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Kleid von Lyudmyla Mysko (Ukraine) 2009
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Soldat in der Paradeuniform des United States Marine Corps
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Kindersportmode in Japan
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Modepräsentation auf der Berlin Fashion Week
Zitate
- „Kleide Dich nicht unter und nicht über Deinen Stand; nicht über und nicht unter Dein Vermögen; nicht phantastisch; nicht bunt; nicht ohne Not prächtig, glänzend noch kostbar; aber reinlich, geschmackvoll, und wo Du Aufwand machen mußt, da sei Dein Aufwand zugleich solide und schön. Zeichne Dich weder durch altväterische, noch jede neumodische Torheit nachahmende Kleidung aus. Wende einige größere Aufmerksamkeit auf Deinen Anzug, wenn Du in der großen Welt erscheinen willst. Man ist in Gesellschaft verstimmt, sobald man sich bewußt ist, in einer unangenehmen Ausstaffierung aufzutreten.“ - Adolph Freiherr von Knigge, Allgemeine Bemerkungen und Vorschriften über den Umgang mit Menschen
- „Mode ist eine so unerträgliche Form der Hässlichkeit, dass wir sie alle sechs Monate ändern müssen.“ – „Wissen Sie, Phipps, Mode ist das, was man selber trägt. Geschmacklos ist das, was andere tragen.“ (Oscar Wilde)
- „Ich bin gegen Mode, die vergänglich ist. Ich kann nicht akzeptieren, dass man Kleider wegwirft, nur weil Frühling ist.“ – „Mode ist nicht nur eine Frage der Kleidung. Mode hat etwas mit Ideen zu tun, damit, wie wir leben.“[11] (Coco Chanel)
- „Der Stil ist der Mode überlegen. Er lässt sich von der Mode anregen und greift ihre Ideen auf, ohne sie ganz zu übernehmen. Niemand mit Stilbewusstsein würde seine Art, sich zu kleiden, nur um der Mode willen radikal ändern. Was Stil von Mode unterscheidet, ist die Qualität.“ (Giorgio Armani)
Siehe auch
Literatur
- Yasmin Boeck: Traumberuf Modedesigner: Wie wird man Modedesigner? Der Leitfaden zu Mode, Studiengängen und Ausbildungen in der Modebranche. Mit Infos zu Anforderungen und Tätigkeiten eines Modedesigners, Stiebner; 1. Edition (13. April 2011), ISBN 978-3-8307-0872-8
- Gertrud Lehnert: Mode. Ein Schnellkurs. Aktualisierte Neuauflage DuMont, Köln 2003, ISBN 978-3-8321-9123-8.
- N. J. Stevenson: Die Geschichte der Mode: Stile, Trends und Stars (Originaltitel: The Chronology of Fashion, übersetzt von Waltraud Kuhlmann und Birgit Lamerz-Beckschäfer), Haupt, Bern / Stuttgart / Wien 2011, ISBN 978-3-258-60032-1.
- Jutta Sywottek: Darf man jetzt von Mode sprechen? Bekleidung und Textilwirtschaft im Nachkriegsdeutschland. Arete Verlag, Hildesheim 2014. ISBN 978-3-942468-22-0.
- Barbara Schmelzer-Ziringer: Mode Design Theorie, Böhlau Verlag/Uni-Taschenbücher-Verlag, Köln/Weimar/Wien 2015, ISBN 978-3-8252-4403-3
Weblinks
- Literatur von und über Kleidermode im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Das Fashion-Wörterbuch Glossar der Modefachsprache von Burkhard Treude
- La Couturière Parisienne Umfassende Informationen zur Modegeschichte
- Modeszene Online-Magazin des Goethe-Instituts über die deutsche Modeszene
Einzelnachweise
- ↑ Aufzug (Kleidung) aus dict.cc, abgerufen am 17. Juni 2024
- ↑ Aufzug DWDS Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute, abgerufen am 17. Juni 2024
- ↑ Entwicklungen der Mode-Welt ( vom 23. September 2012 im Internet Archive)
- ↑ Bei der Modegräfin. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 25. November 2018]).
- ↑ Wie finde ich hochwertige/seriöse Modeschulen?, www.Mode-studieren.de, abgerufen am 4. Februar 2022
- ↑ www.metmuseum.org, abgerufen am 4. Februar 2022
- ↑ Kathrin Rosendorf: Frankfurt Fashion Week: Nachhaltige, bunte Modeschau. Frankfurter Rundschau, 22. Juni 2022, abgerufen am 6. April 2023.
- ↑ Erste Frankfurt Fashion Week: Viele Konferenzen, wenig Show. Fashion Network, abgerufen am 6. April 2023.
- ↑ vgl. Bernadine Morris: „Dovima, a Regal Model of the 50’s, Is Dead at 63“, The New York Times, 5. Mai 1990, S. 31.
- ↑ Nina Zoe: 5 Tipps, wie dein Modestil deine Personal Brand unterstützt. In: Nina Zoe Stilberatung. 28. März 2023, abgerufen am 4. Mai 2023 (deutsch).
- ↑ Coco Chanel Zitate: Modeikone mit Weitsicht, auf tcwords.com