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Ist BIO gleich BIO? Nahrungsmittel richtig einkaufen. 

Bio Lebensmittel sind bei weit über die Mitte der Gesellschaft hinaus angekommen. Ein Bio Siegel und Bio Produkte finden sich heute in fast jeder Nahrungsmittel-Kategorie und in jedem Markt in Deutschland. Auch in der Feldwirtschaft, im Anbau und in der Tierhaltung ist Bio als Thema angekommen und als Anspruch zunehmend etabliert.  Die Erzeugnisse aus Bio Landbau und Bio Landwirtschaft und auch das Angebot an Naturkosmetik haben sich in Volumen und Vielfalt in den Regalen und an den Theken erstaunlich gut entwickelt. Bio lässt sich gut verkaufen, denn ein Bio Siegel steht heute für Nachhaltigkeit, Bio Qualität und alles in allem für gute, hochwertige Lebensmittel und Produkte.

Das sind Eigenschaften, die Verbraucherinnen und Verbraucher schätzen und so bereit sind auch ein paar Euros mehr auszugeben. Blicken wir der Realität also ins Gesicht: Mit Bio und Bio Lebensmitteln kann man ordentlich Umsatz machen. Ganz klar: Bei ehrlicher und ordentlicher Bio Qualität ist das auch fair, denn die Erzeugung von Bio Obst und die Bio Lebensmittel Herstellung sind aufwendig, zeit- und kostenintensiv.

Doch ist überall dort wo Bio draufsteht auch Bio drin? Wer definiert „Bio“ und wer kontrolliert „Bio“? Gibt es auch vermeintliche Bio Siegel, die gar nicht für Bio Landbau, Bio Produkte und Bio Qualität stehen, sondern einfach nur die Produktion einer cleveren, jeweils hauseigenen Marketing-Abteilung sind?

Wir haben den populären Suchbegriff Bio unter die Lupe genommen und sind dabei auf interessante Informationen gestoßen. Manche lesen sich wie ein schönes Märchen, andere wie eine richtig gute Geschichte und manche auch wie ein Krimi. Öffnen wir also das Themen-Menü und schauen wir, was die echten Bio Zutaten sind und warum das eine oder andere Siegel und Bio Logo mehr verspricht, als die Lebensmittelbranche hier konkret halten will.

Bio Lebensmittel & Bio Produkte: Wie hat alles angefangen?

Seit wann sind Bio-Produkte eigentlich so beliebt geworden? Hat dieser Trend nicht erst vor etwa zehn bis 20 Jahren angefangen? Viele von uns wissen wahrscheinlich gar nicht, dass die Anfänge des ökologischen Anbaus sich sogar auf die 20er und 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts zurückdatieren lassen. In diesen Jahren fiel in die Ernte so schlecht aus, dass man angefangen hat, nach den Gründen dafür zu suchen. Schädlingsbefall und Pflanzenkrankheiten nahmen zu, während das Saatgut immer weiter an Qualität und Menge abnahm. Und hat der Boden wegen des konventionellen Anbaus vielleicht auch an Nährstoffen und Energie eingebüßt?

Nach und nach gewann man die Erkenntnis, wie wichtig ein nährstoffreicher Boden und für das Wachstum von Pflanzen ist. Entsprechend bedeutet Bodenmüdigkeit auch weniger gesunde Pflanzen und weniger Ertrag. Leiden Pflanzen unter falschen Anbaubedingungen, nimmt natürlich auch die Menge an gesundem Saatgut ab, was sich wiederum negativ auf die nächste Ernteperiode auswirkt. Ein Teufelskreis, aus dem man mithilfe von neuen Erkenntnissen und Fortschritten ausbrechen möchte.

Der ökologische Landbau rückte in den Folgejahren immer mehr in den Fokus der Forschung und damit der verantwortungsbewusstere Umgang mit unserem Ökosystem. Angefangen hat man damit, auf den Einsatz von Pestiziden zu verzichten, in welchen Schwermetallen enthalten sind. Denn diese vernichten nicht nur die unerwünschten Schädlinge, sondern wirken sich auch gesundheitsgefährdend auf den menschlichen Organismus aus. Im Sinne der Gesunderhaltung von Pflanzen und Menschen distanzierte man sich von nun an auch von der Nutzung stickstoffreicher Mineraldünger.

Bis in den 80er-Jahren hinein wurden die neuen Erkenntnisse immer mehr durch Forschungsergebnisse gestützt, wodurch das Bewusstsein für die Natur immer mehr gestärkt wurde: Neben Bodenqualität entwickelte sich die artgerechte Tierhaltung auch zu einem der Hauptaspekte der Öko-Landwirtschaft. Im Jahr 1988 entstand schließlich die Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau (AGÖL), mit ihr wurden außerdem Kontrollmaßnahmen, Zertifikatsvergaben und Vermarktungsstrategien von Lebensmitteln aus biologischer Erzeugung eingeführt. Man könnte sagen: Dies ist der Start einer neuen Bio-Ära.

Die Bio Landwirtschaft heute: Nur ein Trend oder die Zukunft?

Manche Menschen mögen immer noch die Meinung vertreten, dass das Phänomen um Bio Lebensmittel nur ein Trend sei. Doch wer Bio einkauft, ist an mehr interessiert: Im Einklang mit der Natur sein, das Ökosystem stärken und erhalten, Umweltbelastungen durch nachhaltige Verarbeitung von Lebensmitteln auf ein Minimum reduzieren, zum Schutz von Bienen und anderen Insekten beitragen und sich für das Wohlergehen von Tieren positionieren. Natürlich spielt dabei auch unsere Gesundheit eine wichtige Rolle. Bio-Lebensmittel sind zu Recht reizvoller als Produkte aus konventioneller Herstellung, weil sie nicht mit chemischen Zutaten belastet sind. Die Kennzeichnung von ökologischen Fleisch- und Milchprodukten sagt aus, dass das Wohl der Tiere bei der Haltung berücksichtigt wurden und keine chemischen Futtermittel zum Einsatz gekommen sind.

Bio ist inzwischen viel mehr als nur ein Lifestyle geworden, man könnte auch sagen, es ist eine Lebensphilosophie. Seitdem ersten Boom in den frühen 1990er-Jahren ist Nachfrage nach ökologisch hergestellten Lebensmitteln immer weiter gestiegen. Bio-Lebensmittel sind heute pflanzliche Produkte aus ökologischer Erzeugung, was wiederum mit dem Verzicht auf Kunstdüngern und chemischen Substraten zur Unkraut- und Schädlingsbekämpfung einhergeht, sowie tierische Produkte aus artgerechter Tierhaltung. Artgerechte Haltung von Tieren bedeutet zum einen, ihnen ein möglichst stressfreies Leben mit Ausgang ins Freie zu gewährleisten und zum anderen auf den Einsatz von Hormon- und Antibiotika zu verzichten. Im Gegensatz zur konventionellen Tierhaltung müssen die Futtermittel für die Tiere ebenfalls aus ökologischer Erzeugung sein, die weder chemische Zusätze noch Antibiotika enthalten. Letztere dürfen nur verabreicht werden, wenn sie für die Gesundheit der Tiere unabdingbar sind. In der EU unterliegt die Fischerei ebenfalls einer strengen Verordnung, dass gilt sowohl für den Fischfang als auch für die Züchtung von Fischen.

Aber nicht nur alles, was ess- und trinkbar ist, kann ökologisch produziert werden. Inzwischen wird eine ganze Reihe von Produkten aus der Naturkosmetik als biologisch zertifiziert. Auch in Kategorien wie Fashion ist die ökologische Produktion von Kleidungsstücken gefragter denn je. Heute kosten Bio Produkte zum Glück nicht mehr die Welt. Anders als vor etwa 15 Jahren werden Bio-Produkte nicht mehr ausschließlich in Bio-Läden und Reformhäusern angeboten. Als „Bio“ zertifizierte Food-Artikel werden heute in jedem Supermarkt und Discounter verkauft, teilweise sind sie so günstig, dass ein Großteil der Gesellschaft es sich leisten könnte, einige Lebensmittel aus biologischer Erzeugung zu erwerben.

Damit bleibt in diesem Kontext die Frage offen, inwiefern die Qualität von Bio Lebensmitteln sichergestellt ist, wenn diese sehr günstig verkauft werden können. Denn ob Bio-Karotten, Äpfel, Bananen, Säfte, Mehl oder Brot – gerade die Discounter bieten viele Bio Produkte zu guten Preisen an. Grundsätzlich können wir davon ausgehen, dass Lebensmittel in Deutschland nur unter einem Bio-Label verkauft werden dürfen, wenn sie verschiedenen Kontrollen unterzogen wurden und die Ansprüche der EU-Richtlinien für ökologischen Anbau erfüllen, hierbei handelt es sich um die sogenannte EG-Öko Verordnung. Für Produkte, die nicht aus der EU kommen, gibt es andere zwar andere Kontrollmaßnahmen, diese sind aber mit solchen der EG-Öko Verordnung vergleichbar.

Bio Siegel im Vergleich: Ein paar (gute) Beispiele

Wie oben erwähnt, gelten in Europa strenge Regeln, wenn Landwirte und Hersteller ihre Ware als ökologische Erzeugnisse verkaufen wollen. Im Juli 2012 wurde das verpflichtende EU-Bio-LSig für alle abgepackte Lebensmittel eingeführt, die in der EU hergestellt wurden und die strengen Kontrollen im Sinne der EU-Verordnung für „organic production and labelling of organic products“ bestanden haben.

Diese Verordnung schreibt unter anderem vor, dass… 

  • …alle Betriebe des ökologischen Landbaus nachweisen müssen, wie ihre Waren produziert wurden und woher die Inhaltsstoffe kommen.
  • …alle Bestandteile des Produkts bis zum Erzeuger zurückverfolgt werden können.
  • …mindestens 95 Prozent aller Inhaltsstoffe ökologische Erzeugnisse sind.
  • …die Betriebe mindestens einmal im Jahr von zugelassenen Stellen kontrolliert werden.
  • …Verstöße an die zuständige Länderbörde gemeldet werden und Konsequenzen wie Geldbußen und Freiheitsstrafen haben.

Das Bio-Label der EU kennzeichnet die Einhaltung an den europäischen Standard für biologische Erzeugnisse und artgerechte Haltung von Tieren. Geprüfte Produkte werden jeweils mit einer Codenummer versehen, die für die jeweilige zuständige Prüfstelle stehen. Hat die Prüfstelle in Deutschland ihren Sitz, so lautet das Schema der Codenummer DE-ÖKO-000. Die europaweiten Vorschriften für biologische Erzeugnisse aus der Landwirtschaft können jedoch nicht auf die Fischerei angewendet werden. Hier gilt wiederum die EU-Verordnung für ökologische Aquakulturen.

Neben den Kontrollen im Sinne der EU-Verordnung sind in Deutschland weitere Kontrollen durch staatlich anerkannte Prüfstellen vorgeschrieben. Als Nachweis für die erfolgreich bestandene Prüfung dürfen die kontrollierten Produkte zusätzlich zum EU-Bio-Logo auch das deutsche Bio-Siegel tragen.

Trägt ein Produkt das europäische und das deutsche Bio-Siegel, entspricht es den Mindestanforderungen der EG-Öko Verordnung für Bio Lebensmittel. Diese zertifizieren die Herstellung oder Verarbeitung der Lebensmittel nach den europäischen EU-Standards.

Die deutschen Öko-Anbau-Verbände setzen auf noch höhere Anforderungen für Produkte aus ökologischer Erzeugung und größeres Bewusstsein für das Wohlergehen der Tiere. Dafür vergeben sie Zertifizierungen, die für den höchsten Öko-Standard stehen, dazu gehören unter anderem die Bioland, Naturland, Demeter und Ecoland-Siegel. Finde hier Informationen über die Zertifizierung von Bio-Produkten sowie eine Übersicht aller Siegel, die wir auf dem deutschen Markt finden können: Bund.net/…/biosiegel

Massentierhaltung Biosiegel
Quelle: Infografik: Lebensmittel-Kennzeichnungen des BUND

Bio in Deutschland: Wiederentdeckung der Natur

Wenn sich eine Idee durchsetzen soll, dann muss sie echte, oder an breiter Frort gefühlte Vorteile, Mehrwerte bieten. Der reale oder gefühlte Kundennutzen macht einen langfristigen Erfolg aus oder überhaupt erst möglich. Bei der Lebensmittel-Erzeugung und -Produktion und dem Lebensmittel-Kauf gibt es in dieser Hinsicht eine Vielzahl von Aspekten, die für eine nähere Betrachtung relevant sind.

Interessant ist dabei, dass „Bio“ in Deutschland von seinen Anfängen an immer auf einen Zeitgeist getroffen ist, der den Trend getragen und unterstützt hat. Zuweilen drängt sich bei der Betrachtung auch die metaphorische Frage nach dem Huhn und dem Ei auf: Was war zuerst da? Was ist Ursache und was ist Folge? Folgte der Trend hin zu Bio Produkten auf die aufkommende Umwelt- und Anti-Atombewegung der 1980er Jahre? Oder waren die Themen Bio und der aufkommende Öko Landbau der Boden, auf dem die gesellschaftspolitischen Entwicklungen wachsen konnten?

Beim Gedanken daran kann man eine Weile überlegen und vielleicht ein paar Bio Äpfel dabei genießen. Im Ernst: Im Detail betrachtet lassen sich beide Entwicklungen schwer voneinander trennen: Gab es zuerst die Bio Nachfrage oder zuerst das Bio Angebot? Wer hier weiter nach Antworten suchen will taucht ab in die Welt der ersten, frühen Umweltschützerinnen und Natur-Schützer und begegnet dem Begriff der Nachhaltigkeit.

Bio Lebensmittel & Bio Siegel: Der Versuch eines Fazits

Dass die Nachfrage nach Bio Lebensmitteln immer größer wird, zeigt unter anderem, dass immer mehr Menschen ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und den Schutz der Umwelt entwickelt haben. Es wird zum Begriff und Menschen sind bereit, mehr Geld auszugeben, um ökologische Erzeugnisse zu erwerben. Manche Verbraucher geben sogar einen Großteil von dem Budget eines Monats für Bio Produkte aus.

Ob nur Trend oder zukunftsträchtig, das ist ganz egal, denn jeder Beitrag zur Verbesserung der Umwelt und zu mehr ökologischem Bewusstsein zählt. Doch die Tatsache, dass inzwischen viele Verbraucher sich Gemüse, Obst oder Nudeln aus ökologischer Produktion leisten können, aber nur wenige Menschen das Geld für Bio Fleisch und Fisch haben, zeigt doch, dass die Politik hier noch richtig viel aufholen muss, um Fleisch- und Fischprodukte aus artgerechter Tierhaltung für die Bevölkerung zugänglich zu machen.

Die Bio-Logos, die wir in den deutschen Märkten finden können, sind in der Regel vertrauenswürdig. Vorsicht ist jedoch bei dem Logo „Öko-Test“ geboten, da hier die Kontrollmaßnahmen noch fragwürdig sind.

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